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…So viele Tage ist unser Sprung ins ungewisse, in das Abenteuer USA nun her! Und nicht einen Tag bereuen wir es. Sicher wird es den ein oder anderen geben der vielleicht insgeheim (ja dich meine ich!) gehofft hat, dass es uns möglicherweise nicht so gefällt und wir nach einem Jahr genug haben…Dem ist (leider) nicht so!

Gerne erinnern wir uns an die SMS zurück die unser Leben auf den Kopf stellte. Ihr werdet erstaunt sein das ich diejenige war, die als erstes sofort nein gesagt hat! Ja ich war im Schock…wir wohnten erst ein paar Monate in unserem frisch gebauten eigenem Haus und endlich nach langen 7 Jahren des Wartens endlich schwanger- und dann das! Ich hatte doch gerade erst eine Hebamme gefunden!

Doch als der erste Schreck vorbei war und nach unseren Look & See Trip, waren wir bis über beide Ohren in die Idee als Expats in die USA zu gehen verliebt. Dieses Fleckchen Erde auf der anderen Seite der Welt hat unser Herz im Sturm erobert. Wir hätten uns sicher in den Arsch gebissen wenn wir es nicht versucht hätten.

So viele tolle Erinnerungen und Erfahrungen die wir schon in dieser kurzen Zeit sammeln konnten. Dieses eine Jahr ging so schnell vorbei…unglaublich! Die Michigander machen es einem aber auch leicht sich hier wohl, zuhause zu fühlen. Den so sehen wir es hier mittlerweile- unser zweites Zuhause!

Heute vor einem Jahr waren wir auf der Jagd nach Möbeln für unser Apartment. Schnell stellten wir fest das IKEA ist nicht gleich IKEA! Hot Dogs ohne Röstzwiebeln und Gürkchen?What?! Black Friday stand vor der Türe und ich wurde immer runder. Mein eigenes Auto in den USA- wie aufregend. Leider mein Traumwagen, aber was nicht ist kann ja noch werden 😉 (die Stimme im Hintergrund sagt nein!!!)

Es fühlt sich an wie gestern als Emma dann endlich in unseren Armen lag! Der erste Besuch aus Deutschland meldete sich an und Emma ihre erste Reise nach Chicago stand an. Wir haben soviel wie es geht versucht in der kurzen Zeit zu erleben und zu sehen. Nicht immer einfach und streßfrei, vor alle mit einem kleinen Baby aber wir haben das beste daraus gemacht. So haben wir schon ein wenig von Kanada entdecken können und den Norden von Michigan. Der Bericht steht übrigens noch aus! Flo wird diesen Winter seine erste Snowmobile Tour wagen und ich sah endlich Ed Sheeran live!!!

Mittlerweile haben wir auch schon viele neue Leute kennengelernt. Die Tage erreichte uns die erste Einladung zum 1. Geburtstag eines der Kinder aus der Krabbelgruppe! Verrückt wie die Zeit rennt. Außerdem füllen wir unsere Freizeit mit soviel Amerikanischen Aktivitäten wie möglich. NBA, Kino Shopping und natürlich mussten auch der eine oder andere Burger sterben. Unseren ersten 4th of July verbracht wir schön gemütlich am See, fühlte sich allerdings wie ein Tag am Meer an.

Aus unserem RV Sommer Roadtripp wurde dann ein Camping Urlaub im Norden von Michigan. So konnten wir noch ein wenig mehr von diesem schönen Fleckchen Erde sehen.

Der Herbst stand vor der Tür und das bedeutete unser erstes Halloween in Amerika stand in den Startlöchern. Ich kann euch sagen, ich war aufgeregt- doch dieses Jahr sollte es ganz ruhig und entspannter werden- im gegensatz zu den letzen Jahren. Wartet nur ab bis ihr unsere neu erworbene Deko seht 🙂 Bald steht wieder Thanksgiving und Black Friday vor der Türe und diesmal werden wir nicht alleine und halb verhungert im Kino landen, weil wirklich alles geschlossen hat!

Unsere nächste und wohl vorerst letze Reise nach Deutschland steht an. Den letztes Jahr haben wir mit einem weinenden und einem freudigen Auge Weihnachten unter dem Baum verbracht. Traurig, weil alleine und ohne Familie und Freunde. Freudig- in der Hoffnung bald Emma in den Armen zu halten. Sie entschied sich allerdings uns noch einen weiteren Monat warten zu lassen. Dieses Jahr aber werden wir in Deutschland feiern. Ich persönlich freue mich sehr drauf. Springen doch diesmal 3 kleine Zwerge um den Baum und warten auf Geschenke.

Das Abenteuer geht für uns noch ein Jahr weiter und es ist kein Geheimnis mehr das wir schon gefragt wurden, ob wir uns vorstellen können zu verlängern. Wir lassen uns aber mit der Entscheidung noch solange Zeit, bis Bohne da ist. Wir hoffen Ihre alle verfolgt weiter fleißig wie es uns hier so ergeht. Bald schon sind wir zu 4 1/2 und dann wird das Reisen wohl nicht mehr so unbekümmert ablaufen. Aber wir haben uns fest vorgenommen, es mit Bohne genauso zu handhaben. In diesem Sinne Stay tuned und vielen dank das Ihr an unserem Abenteuer USA teilhabt!

Flo, Biene, Emma, Bohne und King

Kulturschock

Eigentlich freue ich mich immer sehr wenn es in die Heimat geht. Natürlich ist so eine Reise mit Baby nicht immer einfach oder stressfrei- doch man nimmt es gerne in den Kauf um ein paar Tage mit den Liebsten zu verbringen. Aber ich war und werde wohl immer ein Kopf Mensch sein. So ließ mich unser letzter Deutschland Besuch etwas nachdenklich zurück. Am Anfang ist man noch total euphorisch und freut sich alle wiederzusehen und um von seinen Erfahrungen zu berichten. Doch noch ein paar Tagen kam bei mir der Aha Effekt. Ich habe im Vorfeld ja schön öfters von den Kulturellen Unterschieden berichtet, doch diesmal beschäftigte mich das ganze arg. Vielleicht bin ich gerade auch etwas empfindlicher- you know…Schwangerschaftshormone und so!

Diesen Beitrag habe ich noch in Deutschland angefangen zu schreiben, also voller Emotionen. Doch in der Vergangenheit habe ich gelernt wie wichtig es ist, manchmal etwas Kraut über die Sache wachsen zu lassen und die Sache mit etwas Abstand zu betrachten. Jetzt, 6.767 km und ein paar Wochen später hat sich nix verändert.

Wenn Man(n)/ Frau eine Reise tut- dann verändert sich alles. Vor allem man selbst. Man läuft mit offenen Augen durch die Welt und ist im allgemein empfänglicher für neue Dinge. In den zwei Wochen Deutschland, wie schwer es vielen von uns fällt mit einem Lächeln auf andere zu zugehen. Viel wichtiger ist unser Ansehen, bevorzugt die unseres Eigentums, oder eben die des Nachbars… „Also der Rasen bei Müllers könnte ja auch mal wieder gemäht werden!“ „Wie Maiers haben schon wieder ein neues Auto?“

Eigentlich wollte ich nie zwischen Deutschland und Michigan vergleichen. Doch es läßt sich manchmal eben nicht verhindern. Ich finde das unsere beiden Zuhause, ihre vor und Nachteile haben. Wenn man mich fragen würde wo ich mich wohler fühle, könnte ich keine konkrete Antwort geben. Das ist als ob ich mich zwischen Majo oder Ketchup entscheiden müsste. Ich mag die Mischung aus beidem und es kommt immer auf die Gefühlslage an.

Ich war schon immer ein sehr offener, toleranter Mensch. Ich habe auch sehr viel Verständnis für viele Dinge wo andere die Geduld verlieren würden. Ich war schon immer sehr neugierig auf neue Menschen und Kulturen, sowie neue Länder kennenzulernen.

Doch unser letzter Heimatbesuch ließ mich mit einem echten Kulturschock zurück! Klingt vielleicht ein wenig dramatisch und die folgenden Gedanken mögen etwas verallgemeinert klingen, aber das sind meine Gedanken und Empfindungen.

Es war keine spezielle Situation die mich nachdenklich stimmte, es war einfach die Häufigkeit. So habe ich die Erfahrung gemacht, dass mir die meisten Menschen auf der Straße ziemlich gestresst und schlecht gelaunt entgegen gekommen sind. Vor allem als Mutter mit dem Kinderwagen, scheinst du für viele Leute eine Bedrohung in Ihrem Bewegungsradius darzustellen. Unabhängig davon das es eh schier unmöglich ist mit Kinderwagen gemütlich durch die Läden zu schländern- kein Platz! Was fällt mir auch ein als Mutter mit meiner Brut das Haus zu verlassen?!

Am Aufzug- eine riesen Schlange und ich sehe nur im Augenwinkel wie die Augen gerollt werden und ich dann ernsthaft gefragt werde ob ich es eilig hätte oder ob ich mit dem Kinderwagen noch etwas warten könnte. Ich war so baff das ich die Dame vorgelassen habe. Am selben Tag. Eine Alte Dame kam mir entgegen. Sie mit Gehstock und ich mit Kinderwagen bewaffnet. Ausweichen, keine chance- Die Fußgängerzone war voll! Da meinte sie doch ernsthaft ob ich mit dem Wagen nicht woanders lang könnte?! Ja Moment, ich aktiviere kurz mein Hoverboard unter dem Wagen…

Daheim berichtete ich von meinen Erfahrungen und man sagte mir, es liegt vielleicht an mir. Nur ich würde immer an solche Menschen geraten. Ok. Aber vielleicht ist es auch so das dies für alle anderen „normal“ ist.

Beim einkaufen. Selten bekommt eine Kassiererin ihren Kopf hoch oder geschweige den ein lächeln auf die Lippen. Natürlich haben wir alle mal einen schlechten Tag- doch was kann mein Gegenüber dafür? Der weiß ja nicht was für eine Laus mir über die Leber gelaufen ist. Auch mir scheint nicht immer die Sonne aus dem Arsch. Doch ich habe mich an den netten, zwanglosen Smalltalk an der Kasse gewöhnt und auch schätzen gelernt. Es ist befremdlich am Anfang wenn dich jeder fragt wie es dir geht-ja. Doch es macht eine angenehme Atmosphäre. Es muss ja nicht gleich so extrem wie bei Douglas sein aber ein lächeln und ein Hallo hat noch nie jemanden weh getan. Und Hand aufs Herz, gehen wir nicht alle lieber da einkaufen wo wir uns auch willkommen fühlen? Um ehrlich zu sein, mir ist es egal ob sie es ernst meinen oder nicht, es fühlt sich gut an.

Natürlich sind nicht alle Deutschen unfreundlich und immer am meckern. Nicht alle Amerikaner sind immer gut gelaunt und entspannt.

Ein anderes Beispiel. Woran merkst du noch das du dich wieder in Deutschland befindest? An den Gesprächsthemen. Wer ist krank, wer ist gestorben und warum hat mein Nachbar seine Hecke noch nicht geschnitten? Überhaupt neigen viele von uns dazu, immer der Meinung zu sein, zu kommentieren was der andere im Leben macht. Wie die Sabine ist wieder schwanger? Ob das wohl geplant war? Ist das nicht ein wenig zu knapp nacheinander?

Ich gestehe, ich bekam kurzzeitig etwas Panik. Ist das das Leben was ich mir für meine, für unsere Zukunft vorgestellt habe? Ja, ich als Stadtkind habe schon immer etwas gestrauchelt mit dem Leben auf dem Land. Doch die Idee, meine Kinder auf dem Land großziehen zu können hat mir immer gefallen. Außerdem muss ich sagen, dass mir unser Fleckchen Erde wo wir unser „Zelt“ aufgeschlagen haben sehr gut gefällt! Wir haben super liebevolle Nachbarn und eine tolle Umgebung zum toben und spielen für Kinder. Doch sobald ich unser Haus verlasse, fühle ich mich fremd. Man sollte eigentlich meinen das dies nach nun 10 Jahren Schwabenland besser geworden wäre.

Vielleicht ist unser Abenteuer Michigan meine letzte Möglichkeit das anonyme Leben zu genießen. Das bisschen Freiheit. Auch wenn ich oft Heimweh habe, fühle ich mich hier doch sehr wohl. Aber ich muss auch gestehen, dass ich mir hier ein Leben für immer auch nicht vorstellen kann. Eine Mischung aus allem wäre Perfekt. Außerdem würden mir immer meine Freunde und Familie fehlen. Die haben sich nämlich nicht verändert und das Essen meiner Schwiegermama ist immer noch das beste auf das ich mich jedesmal sehr freue! Manchmal sind Veränderungen auch nicht so gut…